Wertheim

Am Mainviereck ist Wertheim am ehesten mit Lohr und Miltenberg zu vergleichen. Alle drei wurden im 2. Weltkrieg kaum zerstört, haben also eine weitgehend erhaltene historische Innenstadt. Durch Industrie und Gewerbe ist genug Geld da, um diesen Schatz auch zu pflegen. Museen wie hier das Grafschafts- oder das Glasmuseum bieten Besuchern die Möglichkeit, auch bei schlechtem Wetter in Wertheim etwas zu erleben.

Wertheim: Die Altstadt

Die Altstadt von Wertheim bietet viele idyllische Plätze. Nicht nur der Marktplatz (die ersten beiden Bilder unten), sondern auch das Ufer der Tauber oder die vielen alten Gassen und Plätze. Am besten geht man einfach los und lässt sich treiben.

Wertheim: Hochwasser

Die Lage zwischen Main und Tauber und unterhalb der Burg war so günstig, dass regelmäßige Hochwasser in Kauf genommen wurden. Bis heute hat Wertheim keinen wirksamen Hochwasserschutz. Foto: Grafschaftsmuseum Wertheim

Der Engelsbrunnen in Wertheim

Der Engelsbrunnen ist wurde im Jahr 1574 aus einheimischem roten Sandstein aufgebaut. Seinen Namen hat er von den beiden Engeln, die ganz oben das Wertheimer Stadtwappen halten.

Etwas unterhalb der Engel sind die damals bekannten Planeten Jupiter, Mars, Venus und Merkur dargestellt.

Die männlichen Figuren in Augenhöhe der Betrachter stellen konkrete Personen dar: Links der Steinmetz Matthes Vogel, der den Engelsbrunnen geschaffen hat. Dann der damalige Schultheiß (oberster Vertreter des Grafen) Hans Schaff. Als nächstes der (gewählte) Bürgermeister und Auftraggeber des Brunnens, Michael Matzer.

Nur: wer ist die nackte Dame als vierte in der Runde? Darüber schweigen sich alle mir bekannten Quellen aus. Logischerweise müsste es auch eine konkrete Person aus dem damaligen Wertheim sein und sie müsste auch ihre typische Berufskleidung tragen. Meine These: eine allseits geschätzte (Edel-) Prostituierte. Die Wertheimer hatten ja schon immer einen besonderen Sinn für Humor: man denke an den Wertheimer Affen oder das Grabmal des Hofnarren, beide in bzw an der Kilianskapelle.

Und viele Betrachter meinen: die Dame unten am Brunnen hat eine wesentlich hübschere Figur als die über ihr stehende recht rustikale Venus (siehe Bilder rechts). Wollte sich etwa der Steinmetz bei der Dame einschmeicheln? Oder wollte eine Honoratiorengattin unbedingt für die Venus Modell stehen.

Michael Matzer hält ein Schild mit einem Rätsel:

Es ist ein Wort – das hat ein L Wer es sieht, der begehrt es schnell. Wenn das L nicht darinnen ist Kein höher Schatz in der Welt ist.

Die Antwort: Gold bzw. Gott

Burg Wertheim

Wie bei den meisten Burgen begann der Bau im 12. Jahrhundert. Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Burg dann weitgehend zerstört und nicht wieder aufgebaut. Die Burg Wertheim ist eine der größten Burgen (Burgruinen) Süddeutschlands. Auf jeden Fall lohnt sich der Eintritt.

Das Burgmodell steht im Grafschaftsmuseum.

Burg Wertheim

Kirchen in Wertheim

Die Stiftskirche

Der Bau der (heute evangelischen) Kirche begann 1384. Initiator war Graf Johann I. von Wertheim. Er wollte für sich und seine Nachkommen eine würdige Begräbnisstätte schaffen. Dass ihm dies gelungen ist, zeigen die beeindruckenden Grabdenkmäler der Wertheimer Grafen im Chorraum. In keiner Kirche im und am Spessart gibt es mehr und beeindruckendere Epitaphien als in der Wertheimer Stiftskirche.

Stiftskirche Wertheim

Zu dem zweiten Bilde unten: Diese Darstellung einer adeligen Familie (links der Vater und die Söhne, rechts die Mutter und die Töchter) war sehr verbreitet. Besonders monumental: der Echter-Epitaph in Hessenthal.

Besonders eindrücklich ist die sogenannte Bettlade: Ein monumentales Grab nach dem Vorbild eines herrschaftlichen Prunkbettes mit Baldachin aus Alabaster. Im Jahr 1618 wurde es aufgestellt. Nicht ganz mittig, denn es musste Rücksicht genommen werden auf den Zugang zur Gruftanlage unterhalb des Chores. Dieser Zugang ist heute durch eine Steinplatte im Boden verschlossen.

In der Kirche sind auch noch einige spätgotische Malereien erhalten. Hier wird wohl gerade eine christliche Märtyrerin erschlagen.

Die Kilianskapelle

Die neben der Stiftskirche gelegene Kilianskapelle hatte eine wechselvolle Geschichte: Als Kapelle für die Stiftsherren gebaut, dann u. a. als Lateinschule genutzt ist sie heute ein frei zugängliches Museum. Bemerkenswert der Grabstein des Hofnarren und der Wertheimer Affe, der den Bürgern den Spiegel vorhält.

Im Lohrer Stadtarchiv befinden sich über 2000 Glasnegative. Sie stammen von dem 1951 verstorbenen Fotografen Franz Schäfer. Auch das Foto rechts stammt aus dieser Sammlung (© Stadtarchiv Lohr, bearbeitet von Ulrich Prantl). Von ihm sind noch mehrere Fotos von Wertheim erhalten.

Der jüdische Friedhof

Wertheimer Museen

Das Grafschaftsmuseum Wertheim

In 5 miteinander verbundenen historischen Häusern in der Wertheimer Altstadt ist das Grafschaftsmuseum untergebracht. Eines davon ist das „Haus der Vier Gekrönten“ aus der Zeit um 1600. Die 4 Personen sind zwar nicht alle gekrönt, aber der Name macht schon etwas her.

Es werden viele Exponate aus dem Alltagsleben Wertheims gezeigt. Zum Beispiel die Toilette, die ursprünglich unter dem Dach eines Bürgerhauses eingebaut war. Wenn sie voll war, musste jemand die Butte auf den Rücken schnallen und aus der Stadt tragen.

Das Glasmuseum Wertheim

Das Wertheimer Glasmuseum unterscheidet sich von anderen Museen in 2 wesentlichen Punkten: Träger ist eine Stiftung, die unabhängig von der Stadt ist. Man muss sich also etwas einfallen lassen, um Besucher anzulocken. Die Angestellten wollen schließlich bezahlt werden. Ein solcher Einfall ist: Jeden Nachmittag zeigt ein Glasbläser, wie die kunstvollen Gegenstände aus Glas hergestellt werden. Und um die Weihnachtszeit ist das Museum entsprechend geschmückt. Und der Schmuck der Weihnachtsbäume besteht aus Glas.

Natürlich wird auch Glas aus dem Spessart gezeigt. Unten links ein Lohrer Quecksilberspiegel aus dem 18. Jhd. Daneben ein Guttrolf/Kuttrolf, ein (Trink-)Gefäß mit einem auffällig langen Hals. Dieser teilt sich in der Mitte in drei bis 5 Röhren. Es ist ein Scherzgefäß. Wer daraus unbedarft trinkt, bekleckert oder verschluckt sich.

Daneben wird Glaskunst aus vielen Ländern gezeigt, aber auch Laborgläser, die die Wertheimer Glasindustrie herstellt.

Schlösschen mit Park

Etwas außerhalb von Wertheim in Richtung Urphar liegt das Schlösschen. Es stammt aus dem Jahr 1777 und ist von einem englischen Landschaftspark umgeben. Wie üblich ist er mit Tempel, Kapelle und diversen Figuren ausgestattet. Das Schlösschen kann für Events wie Hochzeiten gemietet werden. Der als Museum genutzte Teil enthält Gemälde und Aquarelle der Berliner Secession.

Wertheim Village

2003 wurde an der Autobahnausfahrt Wertheim ein großes Outlet-Center eröffnet. Markenhersteller aus dem Bereich Mode verkaufen dort Restbestände und wohl auch spezielle Outlet-Ware zu günstigen Preisen. Um die Besucher in Einkaufslaune zu versetzen wurde es recht attraktiv als Village, also Dorf mit südlichem Flair gestaltet.

Kulturwege des Spessartprojektes:

Von Miltenberg nach Faulbach verläuft in 7 Etappen der 2022 neu und aufwändig eingerichtete Buntsandstein-Erlebnisweg

Ähnliche Orte: Lohr und Miltenberg

In der Nähe: Freudenberg und Freudenburg, Stadtprozelten mit Henneburg

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