Dammbach im Spessart

Dammbach: der Ort

Eine kurze Vorbemerkung: damit die Seite nicht zu umfangreich wird, habe ich für die Dammbacher Weiler und das Dammbachtal eine eigene Seite eingerichtet.

Dammbach ist eines der typischen Straßendörfer des Spessart. Das Panoramabild zeigt die westliche Hälfte des Ortsteils Wintersbach vom Ortseingang bis zur Kirche. Wenn Sie das Panoramabild anklicken, öffnet sich über den gesamten Bildschirm ein neues Fenster. Hier kann man mit der Maus oder den Cursorsteuertasten in das Bild hineinzoomen bzw. sich darin bewegen.

Dammbach hat eine sehr schöne Umgebung. Vom Ort selbst sagen aber nicht einmal die Dammbacher, dass er schön sei. Der verflossene Bürgermeister von Dammbach – Roland Bauer – glaubte eine Lösung gefunden zu haben. Bei jeder Gelegenheit sprach er von dem charmanten Dammbach. Bis ihm jemand gesagt hat, dass das ziemlich schwul klingt. Danach hat er es wieder sein gelassen.

Dammbach im Spessart, Ortseingang

Nicht nur in dem Bereich zwischen Dammbach und dem Neuhammer ist der LKW-Verkehr ein Problem. Die Straße ist ein wichtiger Autobahnzubringer.

Dammbach ist ja aus 2 ehemals selbständigen Dörfern entstanden. Deswegen gibt es auch 2 Kirchen:

St Valentin in Wintersbach

Die Innenausstattung früher und heute. Der „alte Krempel“ wurde wohl weitgehend verbrannt.

St. Wendelin in Krausenbach

Ansonsten ist Dammbach ein typisches Straßendorf. Ohne wirkliches Zentrum ist es entlang der Straße gebaut. Inzwischen gibt es einige Neubausiedlungen und sogar ein kleines Gewerbegebiet.

Das Güldner-Treffen

Jedes 2. Jahr veranstaltet der Musikverein Dammbachklänge Wintersbach ein Treffen von Besitzern alter Güldner-Traktoren und sonstiger Güldner-Produkte. Die Fa. Güldner hat bis 1969 in Aschaffenburg Traktoren und Dieselmotoren von legendärer Qualität hergestellt. Das nächste Treffen ist für den 20. und 21. Mai 2023 geplant.

Dammbach für historisch Interessierte

Im 13 Jahrhundert rivalisierten die Grafen von Rieneck und das Bistum Mainz um die Vorherrschaft im Spessart. Um die Grenzen zu sichern, wurden Siedlungen und im Maintal auch Städte gegründet. Meist immer 2 nebeneinander: Krausenbach von den Rieneckern und Wintersbach von den Mainzern. Ausschlaggebend waren also weder gute Böden noch eine günstige Verkehrslage. Das große Los hatten die ersten Siedler nicht gezogen, zumal sie ja auch noch mühevoll den Wald roden mussten. Und die abseitige Lage ist auch heute noch ein Nachteil.

Aus den bis dahin selbständigen Gemeinden Wintersbach und Krausenbach entstand wohl ohne große Begeisterung 1976 ein gut 4 km langes Straßendorf: Dammbach. Das ist nicht der Rekord im Spessart: mit 6 km ist Leidersbach noch ein gutes Stück länger.

Das Georg-Keimel-Haus

Das Königreich Bayern hat im 19. Jhd. durchaus in den Spessart investiert. Das repräsentative Schulhaus von Krausenbach heißt heute Georg-Keimel-Haus und beherbert u.a. die Musikschule. Man muss das vor dem Hintergrund sehen, dass zu dieser Zeit im Spessart Not und Armut verbreitet waren und dass solche Investitionen auch der Versuch waren, dem entgegenzuwirken. Der Gegensatz zwischen solch einem repräsentativen Haus einerseits und den kleinen Spessarthäusern andererseits könnte nicht größer sein. Benannt ist das Haus nach Georg Keimel, dem Dichter des Spessartliedes:

“So lasst uns froh durch Spessartwälder ziehen,
an frischer Quelle halten gute Rast!
Wenn sel’ge Wanderfreuden uns erblühen,
dann schwindet Alltags Müh, Last und Hast.”

Alte Spessarthäuser in Dammbach

In Dammbach sind noch einige der alten Spessarthäuser erhalten. Im Spessart sind sie heute eine Seltenheit. Rudolf Virchow beschrieb sie 1852 in dem Buch „Die Noth im Spessart“ folgendermaßen:

„Wohin man kommt, sieht man im Spessart relativ kleine Häuser, die über einem meist ganz überirdischen Keller ein einziges Wohnzimmer mit engem Kämmerlein und eine kleine Küche enthalten. Man steigt über eine steinerne Treppe zu einem kleinen Vorplatz herauf, der geradeaus in die Küche, an einer oder auch zu beiden Seiten in die Wohnzimmer, nach oben auf den Vorratsboden führt. Unter dem selben Dach erscheint häufig auch der Viehstall und die Scheune.“

Die alte Dorfschule von Krausenbach

Im Freilandmuseum Fladungen steht heute das alte Krausenbacher Schulhaus. Es wurde um 1800 als Wohnhaus gebaut. 30 Jahre später wurde es der Gemeinde Krausenbach als Ersatz für das völlig heruntergekommene Schulhaus angeboten. Der Gemeinde war allerdings der geforderte Kaufpreis von 1.500 Gulden zu hoch. Sie zögerte. Die Regierung hatte den Zustand des alten Gebäudes schon mehrfach beanstandet. Sie wollte endlich Taten sehen und drohte, Dragoner nach Krausenbach zu entsenden und den Ortsvorsteher festnehmen zu lassen. Daraufhin wurde das Haus gekauft und als Schule hergerichtet. (Quelle: Museumsführer Freilandmuseum Fladungen)

Scharstein und Waldkapelle oberhalb von Dammbach

Oberhalb von Dammbach liegt der Scharstein (ein leerer Bildstock). Seine genaue Bedeutung ist unbekannt. Der massive Unterbau spricht dagegen, dass es sich um einen gewöhnlichen Bildstock handelte.

Ganz in der Nähe des Scharstein liegt eine Waldkapelle.

Mauerreste und Podeste auf der Pollershöhe

Auf dem Weg zum Scharstein kommt man an der Pollershöhe vorbei. Dort gibt es unregelmäßig über den Hang verteilt eine Vielzahl von ehemaligen Podesten. Diese sind auch heute noch deutlich zu erkennen. Über ihre Nutzung gibt es keine gesicherten Erkenntnisse. Die häufigste Erklärung ist, dass dort Weinbau betrieben wurde. Ich würde noch eine 2. Theorie aufstellen: Vielleicht nicht Wein-, sondern Obstanbau. Durch die Terrassen erwärmt sich der Boden schneller und die Steine speichern die Wärme. Dadurch könnte die Ernte verfrüht oder Nachtfröste entschärft werden.

Über den Podesten verläuft eine teils verfallene Wildmauer.

Geschichte und Geschichten

Will man etwas über das Alltagsleben der Menschen früher erfahren, dann kann man in alten Tageszeitungen blättern. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts liegen diese teilweise in digitalisierter Form vor.

Im folgenden sind einige Kostproben von alten Zeitungsberichten. Die Rechtschreibung habe ich teilweise an die heutige angeglichen. Die Themen sind die gleichen wie heute auch noch: Gewaltanwendung und Gewaltandrohung erregen wohl die meiste Aufmerksamkeit. Beleidigungen und Nachbarschaftsstreitigkeiten werden berichtet. Häufig sind auch Aufrufe zu Zwangsversteigerungen und zur Freigabe von Auswanderungswilligen.

Schlimme Schlägerei in Krausenbacher Gastwirtschaft

Würzburg, 8. Juni, (Schwurgericht. 26.Fall. Kontumazialfall.) Anklage gegen Franz Brand, verh. Schuhmacher von Wintersbach, zuletzt wohnhaft in Krausenbach, wegen Verbrechens der Körperverletzung. Derselbe ist nämlich beschuldigt, daß er am 20. Aug. v. J., Nachts gegen 10 Uhr, in der Gastwirthschaft des Joseph Hartmann von Kransenbach gelegentlich eines, während der Tanzmusik zwischen Burschen von Krausenbach und Wintersbach entstandenen Wortwechsels, dem ledigen Wirtssohn Kaspar Eichelsbacher von Wintersbach rechtswidrig und mit überlegtem Entschlusse, als dieser an ihm vorüberging, mit einem stumpfen Instrument einen Schlag auf den Kopf versetzte, so daß er stark blutete, sodann, während Eichelsbacher im Hausgange sich auswaschen ließ, Brand aber zur Wirtschaft hinausgeschafft wurde, im Vorbeikommen an ersterem dessen Hand griff, ihm fest in den Mittelfinger biß und ihn so mit den Zähnen bis an die Haustüre zog, woselbst sich Eichelsbacher von ihm losmachte, endlich nachdem die Burschen, die denselben hinausgeschafft hatten, wieder zurückgekehrt, Eichelsbacher dagegen noch an der Hausthüre stehen geblieben war, unter den Worten: „Himmelsakrament, verrecken müsst ihr“ wieder die Haustreppe hinauf gegen Eichelsbacher zusprang und demselben mit einem Taschenmesser einen Stich in die linke Seite der Brust versetzte, in Folge welcher Verletzung Eichelsbacher nicht nur 26 Tage krank und arbeitsunfähig war, sondern auch ein bleibender Nachtheil an dessen Körper, nämlich eine starke Behinderung der Bewegung des Oberarmes nach oben und nach außen eintrat, während die Verletzung am Kopfe in 5 und jene am Mittelfingerin 7 Tagen heilte. Der Angeklagte, welcher einen äußerst getrübten Leumund hat und als gefährlich für Leib und Leben Anderer geschildert wird, erlitt bereits mehrfache Bestrafungen, insbesondere im August 1863 wegen vorsätzlicher Körperverletznng 3 Monate Gefängnis. Nach seinem ersten Verhöre will derselbe in Notwehr gehandelt haben. Nachdem Brand flüchtig wurde und derselbe bis jetzt nicht mehr zur Haft gebracht werden konnte, findet die Verhandlung ohne Zuziehung von Geschworenen statt.

Aus: Aschaffenburger Zeitung vom 9. Juni 1870, auch erschienen in Neue Würzburger Zeitung, Schweinfurter Anzeiger, Würzburger Journal und Beobachter am Main.

Bürgermeister Bauer ist beleidigt

Aschaffenburg, 5. Nov. (Oeffentliche Strafgerichtssitzung des Bezirksgerichts Aschaffenburg vom 23. bezw.31. Okt.) Pfarrvikar Adam Schmitt von Wintersbach, hatte gegen das Urteil des Landgerichts Rothenbuch vom 15. September ds. Js, wonach derselbe wegen Beleidigung des Bürgermeisters Bauer von Wintersbach in eine Geldstrafe von 1 Thaler, eventuell in eine Gefängnisstrafe von 1 Tag, sowie in die Kosten des Verfahrens verurtheilt worden war, Berufung ergriffen.Der Gerichtshof erachtete dieselbe als begründet und sprach den Pfarrvikar Schmitt von der Anschuldigung frei und verurtheilte den Kläger, Bürgermeister Bauer in die Kosten erster und zweiter Instanz.

aus: Aschaffenburger Zeitung 4. November 1875

Halb Wintersbach im Knast

(Öffentliche Strafgerichtssitzung des k. Bezirksgerichts Aschaffenburg vom 21. April) Joseh Bachmann, verheirateter Krämer, Alois Amrhein, Bauer und August Hirsch, ledig, sämtliche von Wintersbach, waren beschuldigt, am 20. August v. Js. vor dem k. Landgerichte Rothenbuch und am 18. Oktober v. Js, vor dem k. Bezirksgerichte dahier bei den öffentlichen Verhandlungen der Privatklagsache des Alois Spielmann von Wintersbach gegen Franz Bauer von dort wegen Beleidigung als klägerische Zeugen, nach Abnahme einer Versicherung an Eidesstatt, wissentlich falsch ausgesagt zu haben, wurden deshalb Jederderselben wegen zweier Vergehen der wissentlich falschen Versicherung in eine Gesammtgefängnißstrafe von 8 Monaten verurtheilt und zugleich der bürgerlichen Ehrenrechte auf die Dauer von einemJahre verlustig erklärt.

Quelle: Aschaffenburger Zeitung vom 23. Februar 1867

Quelle: Aschaffenburger Zeitung vom 12. Februar1867

Nachbarstreit auf dem Oberschnorrhof

Quelle: Aschaffenburger Zeitung vom 5. 7. 1851

Zwangsversteigerungen

Bekanntmachung.„In Sachen des Kaufmannes Nathan Lindheimer in Hobbach, als betreibenden Gläubigers, vertreten durch den unterfertigten Anwalt gegen seinen Schuldner Oekonomen Heinrich Hofmann, wohnhaft in Wintersbach, werden mehrere in der Steuergemeinde Wintersbach gelegene Realitäten mit einem Gesammtflächeninhalt von beiläufig 24 Tagwerk 321 Dezimalen Wiese circa 1 Tagwerk Aecker, circa 12 Tagwerk Hecke und Oedung) durch den k. Notar Warg zu Rothenbuch am Donnerstag den 17. November Vormittags 9 Uhr,im Gemeindehause zu ?? dem öffentlichen Zwangsverstrich unterstellt, was ich mit dem Bemerken bekannt gebe, daß der Zuschlag sogleich endgültig erfolgt, weder Nachgebot noch Einlösungsrecht, noch Ablösungsrech stattfindet, die Realitäten im Ganzen zur Versteigerung gebracht werden und daß die nähere Beschreibung der zu versteigernden Realitäten, so wie die Versteigerungsbedingungen in der Kanzlei des zum Versteigerungsbeamten ernannten k. Notar Warg in Rothenbuch jederzeit eingesehen werden können. Aschaffenburg den 13. Oktober 1870.Rödel, Advokat.

Quelle: Aschaffenburger Zeitung vom 14. Oktober 1870

Quelle: Aschaffenburger Zeitung vom 3. Juni 1833

Quelle: Aschaffenburger Zeitung vom 4. 10. 1868

Auswanderung nach Amerika
Der Wintersbacher Nachtwächter hatte es nicht leicht

Öffentliche Strafgerichtssitzung des königlichen Bezirksgerichts Aschaffenburg vom 9. bzw 15 Juni 1877.

Anton Brand, Franz Joseph Brand, Johann Franz Brößler und Kilian Brößler, alle von Wintersbach, waren beschuldigt, in der Nacht vom 22. auf 23. Oktober vorigen Jahres Nachts um 12 und um 2 Uhr zu Wintersbach den verpflichteten Nachtwächter Moriz Weis während seiner rechtsmäßigen Amtsausübung tätlich angegriffen zu haben. Er hatte sie auf die Polizeistunde hingewiesen und auf der Straße um Ruhe gebeten. Anton Brand beschimpfte ihn durch unflätige Redensarten und stellte ihm ein Bein. Dann packten ihn alle 4 gemeinschaftlich an, würgten ihn und zogen ihm die Jacke über den Kopf.

Nach dem heute verkündeten Urteil wurde Anton und Franz Joseph Brand von der Anschuldigung eines Vergehens des Widerstandes freigesprochen. Johann Franz und Kilian Brößler wurden wegen des Vergehens des Widerstandes gegen die Staatsgewalt, verübt unter mildernden Umständen, zu einer Gefängnisstrafe von 8 Tagen verurteilt.

Quelle: Intelligenzblatt 18. Juni 1877

Kommunalpolitik in Dammbach

Wer sich für die Kommunalpolitik in einem Spessartdorf interessiert, dem sei die Webseite a-f-dammbach.de empfohlen. Sie hat nichts mit der AfD am Hut, sondern beschäftigt sich mit der Politik des ehemaligen Dammbacher Bürgermeisters Roland Bauer. Zum Lachen, zum Schmunzeln und auch immer noch zum Ärgern.

Kulturwege des Spessartprojektes: Zwischen Scharstein und Geishöhe

Kartenausschnitt in neuem Tab

In der Nähe: Dammbacher Weiler, Dammbachtal, Elsavatal

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