Drei Dinge vorweg:
Atommüll ist in Deutschland reichlich angefallen. Ein sicheres Endlager existiert aber bisher nicht. Es ist müßig darüber zu diskutieren, dass es von Politik und Atomwirtschaft unverantwortlich war, diesen Müll ohne Aussicht auf korrekte Entsorgung zu produzieren. Sie haben es gemacht.
Dabei ist so ein Atommüll-Endlager kein gefährliches Teufelszeug: Es wird ja nicht mit dem radioaktiven Material gearbeitet. Das Material wird lediglich in Kastoren angeliefert und dann sicher gelagert. In den jetzt bestehenden Zwischenlagern wurde diese Technik jahrzehntelang problemlos angewendet. Auch Joachim Lorenz, der anerkannte Spezialist und vielfache Buchautor über Gesteine im Spessart, wird vom Main-Echo folgendermaßen zitiert: „Von der Gesteinsart wäre der Spessart gut geeignet als Lager …“ und „er selbst hätte keine Angst vor einem Lager“.
In einer Demokratie ist es unabdingbar, dass auf allen Ebenen Verantwortung übernommen wird. Unbequeme, aber notwendige Entscheidungen müssen von einer Mehrheit mitgetragen werden, auch wenn es wehtut. Insofern war Bundeskanzler Schröder, der die Harz-4-Gesetze durchgebracht hat, ein vorbildlicher Demokrat.
Zurück zum Atommüll-Endlager:
Geplant ist, in verschiedenen Fachkonferenzen über 10 Jahre hinweg mögliche Standorte für ein Atommüll-Endlager zu suchen. Nur: die Teilnehmer haben kein Interesse daran, einen Standort zu suchen. Sie wollen Standorte verhindern. So, wie es Konstantin Wecker einmal besungen hat: „Wir wollen Sand ins Getriebe streun und uns über die Störgeräusche freun“.
Die Verweigerunghaltung der Politiker:
Schon im Herbst 2020 erklärte Thorsten Stolz, Landrat des Main-Kinzig-Kreises, dass ein solches Endlager in seinem Landkreis „weder politisch noch gesellschaftlich durchsetzbar ist“. Und er bekräftigt nochmals: „im Main-Kinzig-Kreis wird kein Platz für die Folgen dieser verfehlten Energiepolitik sein.“ (Erlensee Aktuell, 29. Sept. 2020)
Auch die bayerische Staatsregierung (CSU und FW) hat sich schon früh festgelegt: Im Koalitionsvertrag von 2018 steht: „Wir denken beim Schutz unserer Heimat über Generationen hinaus. Wir sind überzeugt, dass Bayern kein geeigneter Standort für ein Atomendlager ist.“
Im März 2021 tagte ein Arbeitskreis Spessart-Zukunft. Initiiert wurde er vom Spessartbund und war hochkarätig besetzt (u. a. Prof. Winfried Bausback, Staatsminister a.D. und Präsident des Spessartbundes). In der Zeitschrift Spessart (Nachrichten aus dem Spessartbund, März 2021) wird das Ergebnis beschrieben: „Für die nächste Fachkonferenz bereiten sich die bayerischen Vertreter vor, sich dagegen (gegen ein Endlager für Atommüll) zu positionieren. Die betroffenen Landräte und die Regierung von Unterfranken sind mit im Boot.“
Die Beispiele zeigen: Ergebnisoffene Diskussionen sind in den Fachkonferenzen nicht geplant. Es geht nur um Verhinderung eines Atommüll-Endlagers in der eigenen Region. Und meine Meinung dazu: das Verhalten der Beteiligten ist nicht nur verantwortungslos. Die Handelnden haben keinen Charakter, nur einen schönen Job. Den möchten sie nicht gefährden.
Man kann es auch weniger scharf formulieren: Es ist so, wie wenn bei „Bauer sucht Frau“ alle Bauern in Wirklichkeit einen Mann suchen und alle Frauen einen reichen Chefarzt und nicht einen Bauern. Das kann nichts werden.
Dieser Teufelskreis muss durchbrochen werden!
Ich stelle mir vor: Es gibt einen Ort, in dem sich Bürger und Politiker darauf festlegen: wir machen das. Irgendjemand muss es ja machen. Wir erklären uns freiwillig bereit, dass bei uns ein solches Atommüll-Endlager gebaut wird. Dieser Ort würde in die Geschichtsbücher eingehen. Und er würde auch materiell nichts zu bereuen haben. Und der Wille, etwas gegen viele Widerstände zu machen, weil es gemacht werden muss, passt zum Charakter der Spessartbewohner.
Das Schild steht übrigens in Schippach unterhalb der Pius-Kirche. Über diese Kirche und ihre bemerkenswerte Geschichte finden Sie Bilder und Informationen hier! Das Gedicht stammt wohl nicht von Goethe, sondern von dem katholischen Theologen und Priester Lothar Zenetti.
Atommüll-Endlager in Heigenbrücken
Ein Ort im Spessart wäre meiner Ansicht nach ganz besonders geeignet für ein solches Endlager: Heigenbrücken. Es gibt ein großes freies Gelände am alten Bahnhof. Unmittelbar dahinter beginnt der alte Schwarzkopftunnel. Der ist zwar mittlerweile verfüllt. Das Material könnte man wieder ausräumen und dann den Tunnel sanieren und erweitern zu einer Umladestation. Angeliefert werden könnten die Kastoren direkt mit der Bahn. Man müsste nur die Gleise auf der Spessartrampe wieder montieren.
Das Umladen könnte dann innerhalb des erweiterten Tunnels erfolgen, was ja auch zusätzliche Sicherheit bietet. Evtl. könnte man sogar den notwendigen Schacht innerhalb des Tunnels bohren. Denn klar ist: der Tunnel selbst ist als Endlager nicht geeignet. Dieses wird einige 100 m tiefer angelegt.
Vorteile für Heigenbrücken:
Heigenbrücken gewinnt neue Arbeitsplätze, es entstehen für viele Jahre gut bezahlte Arbeitsplätze beim Bau und dauerhaft noch besser bezahlte beim Betrieb. Zur Information: Alleine in Gorleben wurden nur für Untersuchungen 1,6 Mrd. € ausgegeben. Die Kosten für ein fertiges Endlager dürften auch im günstigsten Fall über 30 Mrd € liegen. Es liegt an den örtlichen Politikern, dafür zu sorgen, dass von diesem Betrag ein schöner Anteil in Heigenbrücken ankommt bzw. verbleibt.
Allen Bürgern muss die Sache schmackhaft gemacht werden. Wäre ich Bürgermeister von Heigenbrücken, würde ich auf folgenden Vertrag mit den Betreibern hinarbeiten: solange das Endlager besteht – also auf ewige Zeiten – bekommen alle Heigenbrücker Bürger ihren Strom umsonst. Das heißt: sie heizen umsonst, sie fahren umsonst Auto. Auch alles andere, was man mit Strom machen kann, ist umsonst. Das wäre ein Angebot, das man schlecht ablehnen kann. Und für die Betreiber wäre das allemal billiger, als 10 Jahre lang vergeblich suchen und dann nochmal von vorne beginnen.
Für einen solchen Vertrag gibt es übrigens im Spessart ein Vorbild: die Gemeinde Mernes. Sie schloss 1913 einen Vertrag, dass auf ihrem Gemeindegebiet ein Wasserwerk für die Versorgung der Wegscheide errichtet werden darf. Im Gegenzug erhält die Gemeinde für alle Ewigkeit pro Tag 200 m³ Wasser kostenlos. Das funktioniert bis heute.
Kein Nationalpark, dafür ein Atommüll-Endlager?
Durch ein solches Endlager bei Heigenbrücken bekommen auch die Aktivitäten von ex-MdL Peter Winter und seinem Verein „Wir im Spessart“ nachträglich einen Sinn. Wäre der Spessart ein Nationalpark geworden, dann wäre jetzt ein Endlager praktisch unmöglich. Der Nationalpark wurde verhindert und so der Weg zu einem Endlager offen gehalten.